Heinersdorfer Mühlen

Es ist zu schön, um wahr zu sein. Bis auf den heutigen Tag wird die Anekdote erzählt, dass der Tolle Markgraf von Schwedt (Friedrich Wilhelm) durch die drehenden Flügel der Heinersdorfer Windmühle geritten sei. Schuld an diesem Erzählstoff ist wohl der Reiterroman von Eckard v. Naso „Seydlitz“, der 1938 erschienen ist. In diesem wird beschrieben, das Seydlitz und der Tolle Markgraf durch die Windmühlenflügel geritten sind. Romanschreiber haben die Freiheit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Historisch gesehen ist es eine schöne erfundene Geschichte. Weder Seydlitz noch der Tolle Markgraf können durch die Flügel der Heinersdorfer Mühle geritten sein. Erst im Juni 1822 wurde durch den Präsidenten von Redern in Potsdam die Genehmigung für den Bau einer Bockwindmühle erteilt. Diese sollte auf dem Steinberg zwischen dem Berkholzer- und Vierradener Weg gebaut werden. Am 29. September 1826 kommt es zu einem Kaufvertrag zwischen dem Gutsbesitzer Leutnant Schmidt und dem Müllermeister Stolzenberg aus Hohen-Selchow. In diesem erwirbt der Müllermeister 4 Magdeburger Morgen für 300 Reichstaler und einem jährlichen Kanon von 19 Talern. Nach Heinrich Ernst Wilhelm Stolzenberg wurde Carl Gottlieb Schultze Mühlenbesitzer und ab 1882 gehörte die Mühle Otto Herman Ernst Stein. Ab 1882 blieb das Mühlengrundstück bis auf einige Ausnahmen bis zum heutigen Tage im Besitz der Familie Stein. Die Bockwindmühle hat der Dorflandschaft ein schönes neues Bild gegeben. Nach 1920 wurde an Stelle der alten Bockwindmühle eine Holländermühle erbaut. Diese prägte das Dorfbild entscheidend mit. Die Mühle auf dem Hügel und der alte Weg dahin bot dem Betrachter ein romantisches Bild wie aus alten Zeiten.

Diese Mühle stellte inzwischen für die DDR-Sicherheitspolitik ein Risiko dar. Vom Obergeschoss der Mühle hatte man eine gute Sicht auf das PCK und diese gute Aussicht konnte ja von Spionen genutzt werden. Die Witwe des Müllermeisters wurde eines Tages genötigt, dem Abriss der Mühle schriftlich zuzustimmen. Man begründete den Abriss der Mühle damit, dass sich in ihr häufig asoziale Elemente aufhalten. Mit dieser Begründung wurde die Mühle 1980 abgerissen.

So entschwand ein schönes Wahrzeichen von Heinersdorf.

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